Von Kirsten Becker – 5. März 2018
Letztes Jahr war ich von der Deloitte-Stiftung in München zum “Hidden Movers Award” eingeladen. Auf der Veranstaltung erlebte ich zum ersten Mal den Berliner Singer-Songwriter Max Prosa. Sein Auftritt war wunderbar unkapriziös, seine Texte berührten mich. Für den 29-Jährigen war irgendwann ganz klar, dass er seinem Traum folgen wollte, einfach nur noch zu singen – wie es in seinem Song “Glücklich mit nichts” heißt. Max Prosa hat gerade seine dritte CD veröffentlicht. Sein Buch “Im Stillen – Lyrik, Lieder und Geschichten” ist seit dem 1. März erhältlich. Im Interview mit Max wollte ich mehr über seinen Weg zur Musik, den Schritt zur Veränderung und die Entstehung seiner Texte wissen.
Du hast mit 17 Jahren Dein Abitur gemacht, dann mehrere Semester Physik und Philosophie studiert. Ab wann wusstest Du, dass Du nur noch singen möchtest?
Das kam schleichend. Erst war es ein Verdacht, dann Ahnung, dann wurde es Gewissheit. Ich habe meine Songs wie Bälle hinaus in die Welt geschleudert und geschaut auf welche Weise sie zu mir zurückkommen. Da wo viel zurückkam, habe ich weitergesucht. Das hat geholfen.
Wie hat Dir Deine Zeit in Irland als Straßenmusiker auf Deinem jetzigen Weg geholfen? Wie lange warst Du unterwegs?
Einmal ungefähr einen Monat und im Jahr darauf zwei Wochen. Es war wichtig an einem Ort zu sein an dem ich nichts gewohnt war und wo keine Leute waren, mit denen ich in alten Verhaltensmustern steckte. So hatte ich die Chance wirklich auf mein Innerstes zu hören.
Du nennst Dich Max Prosa, warum der Nachname?
Ich brauchte einen Künstlernamen, mein bürgerlicher Name war zu kompliziert. Der Klang des Wortes hat mir gefallen. Meine ersten Prosa-Veröffentlichungen kommen allerdings tatsächlich erst jetzt mit dem Buch, welches gerade erschienen ist.
Wie bist Du zu Deiner Art von Musik überhaupt gekommen? Du sagst ja, Deine Familie ist nicht musikalisch und mit Künstlern hattest Du nie zu tun.
Die Musik hat eher mich gefunden, denn ich habe anscheinend sehr stark auf sie reagiert. Irgendwann konnte ich bestimmte Platten von Bob Dylan, David Bowie und den Stones nicht mehr ausschalten. Es war wie eine Droge. Von dort an habe ich mich immer tiefer da reinbegeben. Geholfen hat natürlich, dass ich Konzertgitarre gelernt hatte, da war der Weg nicht allzu weit.
Hast Du immer erst den Text oder die Melodie im Kopf?
Das ist unterschiedlich. Ich habe von beidem so einige im Kopf, manchmal passen sie zusammen, manchmal fällt mir das erst viel später auf. Manche müssen viele Jahre warten und melden sich ab und zu.
Du lebst in Berlin. Schreibst Du dort auch oder ziehst Du Dich an einen anderen Ort zurück?
Meist schreibe ich hier, an meinem Schreibtisch. Es kommt vor, dass ich in die Natur rausfahre. Das sind gute Momente. Jedes Mal nehme ich mir vor, das öfters zu machen.
Du sprichst in Deinem Video vom „Gott der Einfachheit“. Was meinst Du damit?
Das ist ein Mysterium, denn alles was gelingt wird auf einmal einfach. Ich versuche mich nicht, in kleinen Details zu verlieren, den Reihenfolgen von Worten oder ähnlichem, wenn das große Ganze nicht funktioniert. Das gemeine daran ist aber, dass es die Detailarbeit meistens gar nicht mehr braucht, wenn etwas gelingt. Alles fällt dann an seinen Platz.
Was ist für Dich das „mehr“ in Deinem Song “Keiner kämpft für mehr”?
Goethe schreibt: Von der Gewalt die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.
Es ist also die Überwindung. Welcher Art diese Überwindung ist, ist bei jedem Menschen anders. Wichtig ist, dass sie stattfindet. Im Lied „Keiner kämpft für mehr“ treffen sich zwei alte Freunde nach Jahren wieder und reden nicht über das Wesentliche, was sie auseinander gebracht hat, weil keiner sich überwindet. Am Ende umarmen sie sich und laufen auseinander. So haben sie ihr Kriegsbeil offiziell begraben, aber sind nicht daran gewachsen. Wem nützt das?
Was bedeutet Fantasie für Dich?
Die Freiheit der Gedanken. Wie gut, dass einem niemand in den Kopf blicken kann. Dort kann alles stattfinden. Ein Ort der grenzenlosen Möglichkeiten.
Was wünscht Du Dir für Deine Zukunft? Was möchtest Du erreichen?
Ich bin sehr glücklich mit dem was ich mache und damit, es in die Welt tragen zu können. Wenn manche meiner Hörer mir sagen, was es ihnen bedeutet, dann hält das gute Gefühl dazu eine ganze Weile an. Dass das nicht aufhört, möchte ich erreichen.
Konzerttermine und mehr auf der Website von Max Prosa.
Ein Wort zum Schluss:
Wer Gedichte liebt, für den hat Max Prosa ein besonderes Angebot: Das Max Prosa Gedichte-Abo. Jeden Monat liegt dann ein Gedicht von ihm im Postkasten. Ich habe mein erstes Gedicht schon erhalten. Und ich kann sagen – diese Post ist viel schöner als all die Rechnungen, die ich sonst bekomme. 🙂 Aber wer erhält in Zeiten von Facebook & Co. eigentlich wirklich noch schöne, lange Briefe?
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