Von Kirsten Becker – 31. August 2017
Susanne (Suze) Grun ist 59 Jahre alt und DJane. Ihre Leidenschaft gehört der Techno-Musik. In der Szene, in der sich normalerweise junge Männer und vereinzelt auch Frauen tummeln, ist sie eine Besonderheit. Im Rahmen von Techno-Festivals, wie beispielsweise das Nature One, legt sie die ganze Nacht ihre Musik auf. Die gebürtige Bremerin, lebt in Düsseldorf und hat erst vor einigen Jahren ihren Wunsch, DJ zu werden, entdeckt. Was ich toll finde: Susanne setzt ihre Leidenschaft konsequent um und bleibt dran.
Wann hast Du das erste Mal gemerkt, dass Musik dein Thema ist?
Ich komme ursprünglich aus Bremen und habe mit 18 Jahren, während meiner Lehre zur Rechts- und Notargehilfin, abends in einer Promidisko am Tresen gejobbt. Das Mischpult des DJs stand direkt neben mir. Wenn er morgens um zwei Uhr keine Lust mehr hatte, hat er mich immer gefragt, ob ich auflegen möchte. Das habe ich dann getan, denn es hat mir Spaß gemacht. Bei mir gab es aber keine Diskomusik, sondern ich habe Underground aufgelegt. Das sprach sich herum und so wurde der Club morgens um drei Uhr wieder voll. Das habe ich drei Jahre gemacht. Dann ist meine Mutter gestorben und ich bin raus aus der Szene.
Wie bist Du zur Techno – Musik gekommen?
Ich war damals oft zu Besuch bei einer Freundin in München. Aus beruflichen Gründen bin ich dann 1985 dorthin gezogen. Die Stadt gefiel mir. Ich arbeitete als Vertriebsassistenz bei einer Bank für einen Key Account Manager und war später Firmenkunden-Betreuer im Außendienst. In dieser Zeit bin ich zum ersten Mal mit Techno in Berührung gekommen. Ich war damals oft im Münchner Club „Pulverturm“. Und als ich dort zum ersten Mal Techno gehört habe, wusste ich sofort: auf diese Musik habe ich gewartet. Das war meine Musik. Später lernte ich in München meinen Mann kennen. 2001 zogen wir aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf. Die Techno Musik ging mir auch da nicht aus dem Kopf.
Du warst in Dubai auf einer DJ Akademie?
Irgendwann kam dann die Chance, etwas aus meiner Leidenschaft für diese Art der Musik zu machen. Seit sechs Jahren besuche ich regelmäßig Freunde in Dubai. Dort gab es eine DJ Akademie, die ein deutscher Ingenieur damals führte. Da wusste ich, dass möchte ich lernen. Vor zweieinhalb Jahren habe ich in Dubai meine Ausbildung zum DJ gemacht. Ich erhielt sechs Wochen lang Einzelunterricht in einer alten Fabrikhalle. Insgesamt 30 Stunden. Ich falle natürlich als Techno-DJ aus dem Rahmen, bin keine 20 mehr und dazu noch eine Frau.
Wie sieht Dein Tag aus?
Ich habe mein eigenes Rüstzeug: DJ Controller, zwei Boxen und Kopfhörer. Die kosten natürlich Geld und auch die Tracks, die ich runter lade, sind teuer. Mein Mann unterstützt mich hierbei sehr. Ich stehe jeden Morgen an meiner Kiste und mache Musik. Das ist mein Ding. Seit einem Jahr entwickle ich auch Sets für Radioshows.
Wo hast Du bisher aufgelegt?
Das erste Mal habe ich letztes Jahr am Rande des Nature One im Hunsrück – eines der größten europäischen Festivals der elektronischen Tanzmusik – aufgelegt. Dieses Jahr war ich ebenfalls dort. Über 60 000 Leute haben das Festival besucht. Freunde und ich sind mit einem umgebauten Mercedes-Bus dorthin gefahren und ich habe auf dem Campingplatz aufgelegt. Das war ein tolles Erlebnis. Die jungen Leute sind stehen geblieben und waren erstaunt, dass eine Frau und dazu noch in dem Alter auflegt. Sie haben es weitererzählt und ich hatte viele Leute, die zu mir kamen und getanzt haben. Einer sagte sogar, dass er es toll fände, wenn seine Eltern auch so cool wären.
Und wie fühlt es sich als DJane an?
Es ist ein tolles Gefühl. Mir macht es einfach Spaß, wenn Leute zu meiner Musik tanzen. Ich bin immer mit Leidenschaft dabei.
Was sind Deine Pläne?
Ich möchte zukünftig meine eigenen Tracks produzieren und melodische Technomusik entwickeln. Ich habe 50 Jahre Musik in meinem Kopf und ich denke, das kann ich in meine Musik einfließen lassen. Diese Erfahrung hat kein junger Mensch. Mein Ziel ist es, in schönen, kleinen Techno-Clubs aufzulegen. Ich möchte in Kontakt mit den Leuten sein und eng verbunden bleiben. Das ist mir lieber, als auf der großen Bühne zu stehen, mit einer Masse an Menschen.
Wo legst Du in nächster Zeit auf?
Am 21. Oktober im Club Soho in Roermond, Holland. Ich bin sehr gespannt.
Den Sound von Suze findet man hier auf Mixcloud:
Aktuelle aktuellen Infos auf Facebook.
Ein Wort zum Schluss:
Ich finde, Susanne ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich in jedem Alter verändern kann. Es gehört Mut dazu und manchmal auch der richtige Zeitpunkt. Wenn er da ist, geht es los. Kennen Sie auch Beispiele? Dann schreiben Sie mir.
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