Von Kirsten Becker – 1. Juni 2019
Jetzt hat es etwas länger gedauert, bis ich mich endlich wieder um meinen Blog kümmern konnte. Immer kam etwas dazwischen – mal war es die Arbeit, dann das Faultier in mir. Aber als ich Moderatorin und Flirt Coach Susanne Plassmann bei einem Vortrag in München kennenlernte und auch ihre Polka Lounge besuchte, da war ich endlich wieder wach. Ich freue mich, dass sie mir in diesem Interview einen Einblick gibt, wie sie wurde was sie ist und erklärt, was Zuhören mit Flirten zu tun hat.
Ich stehe gerne auf der Bühne, das macht mir wahnsinnig viel Spaß und große Freude. Alles was ich dabei erreichen will, ist Menschen zu unterhalten und zu berühren. Beides ist mein Warum im Leben, der Grund, dass ich das mache, was ich mache.
Das war ursprünglich eine Idee, um mich besser von anderen abzuheben. Aber ich bin sehr erfolgreich darin, Leute beim Flirten zu coachen und habe eine sehr gute Erfolgsquote. Präsentationstrainings biete ich schon seit der Schauspielschule an. Doch wenn man sich selbst vorstellt und sagt, man sei Präsentationstrainer, dann sind die Leute spätestens bei der zweiten Silbe des Wortes weggenickt. Es gibt kein cooles Wort für diese Art von Beratung. So habe ich irgendwann gesagt ich bin Präsentationstrainerin und Flirtcoach und dann sind alle wieder wach und kommen zu dir und sagen, erzähl doch mal. Zu mir kamen schon immer Leute, die mich gefragt haben, was sie tun können, um einen Freund zu finden. Ich selbst kann gut flirten. Aber nach meiner vorletzten längeren Beziehung merkte ich plötzlich, ich habe es selbst verlernt und mich gar nicht mehr richtig nach Männern umgeschaut. Das habe ich für mich analysiert und dabei viel erkannt, was ich nun in meinen Seminaren weitergebe. Das Flirt Coaching macht mir sehr viel Spaß und ist sehr berührend.
Beim Flirten kommen die Leute mit einem ganz anderen offenen Herzen zu mir. Ich habe so viel Erfahrung, dass ich sehen kann, was bei meinem Gegenüber los ist. Ich schaue mir ihren oder seinen Körper an und sehe, wo Blockaden sind. Wenn die Leute zu mir kommen und sagen „niemand will mit mir flirten“, dann erkenne ich an ihrer Körpersprache, was wirklich los ist. Denn meist wollen sie unbewusst gar keine Beziehung und sich sogar nicht mal auf einen anderen auch nur flirtend einlassen. Sie stoppen und lassen nichts zu. Meine Erfahrung zeigt, wenn du den Leuten das spiegelst, können sie ihr unbewusstes Verhalten nachvollziehen, was für sie total befreiend ist. Ich biete ihnen Lösungen an. Denn es zeigt ja: Nicht deine Nase ist zu groß, du bist zu dick oder ähnliches, sondern, es liegt in deiner Hand, du hast Einflussmöglichkeiten etwas zu ändern.
Bei Unternehmen geht es meist um das Thema Kommunikation und Zuhören. Menschen ab einem gewissen Alter, vor allem Männer, hören gar nicht mehr zu und erzählen nur noch über ihre Erfahrung und ihr Wissen. Wer nicht zuhört, der baut keine Beziehung auf, denn er kann sich nicht mit Menschen verbinden. Das bedeutet auch, er kann nicht Netzwerken und erhält somit keine Informationen, die im Unternehmen wesentlich sein können. Zuhören ist ein wahnsinnig wichtiges Tool. Und ich finde, dass die Leute, die nicht zuhören können, und das sind sehr viele, in meinen Augen fast eine kleine soziale Behinderung haben. Ich kann die Leute auch nicht ernst nehmen, die mir gar nicht zuhören. Es nervt mich. Ich bin dann innerhalb von fünf Minuten weg. In meinen Vorträgen ist mein Tipp an die Zuhörer, wenn andere sie vollquatschen, einfach zu sagen “oh, ich bin mal weg” und dann einfach gehen. Das tolle ist, diese Leute sind es so gewohnt, die nehmen das nicht übel. Es ist denen so egal wen sie vollquatschen.
Lernen zuzuhören – dazu könnte man ganze Workshops machen. Übrigens: Wir hören interessierter zu, wenn wir flirten. Ein bisschen mehr flirten mit anderen, mit dem Leben allgemein, ist nicht nur schöner, sondern auch karrieretechnisch hilfreich. Zuhören ist auch ein ganz großer Teil vom Storytelling. Denn wer nicht zuhört, hört und sieht die Schätze der anderen nicht und geht einfach nur so durch die Gegend.
Ich komme weder aus einer Künstlerfamilie oder hatte irgendetwas mit Schauspiel zu tun. Als Kinder haben meine Geschwister und ich sonntags Gottesdienst gespielt und wahnsinnig langweilige Puppenspiele und Zirkusnummern einstudiert, die meine armen Eltern sich ansehen mussten. Das war alles, was mich, wenn man so will, mit der Schauspielerei verbunden hat. Mit vier Jahren habe ich im Bett gelegen, ich weiß es noch wie heute und irgendwie gedacht, egal was kommt, ich möchte nur eine gute Schauspielerin werden. Völlig verrückt, aber das war damals mein Wunsch mit einer brennenden Sehnsucht im Herzen. Und wenn ich todunglücklich bin – Hauptsache ich werde Schauspielerin.
Ich bin den üblichen Weg gegangen, habe ein Jahr lang an allen staatlichen Schauspielschulen vorgesprochen und immer gehofft, dass mich eine Schule aufnimmt. Aber ehrlich gesagt, in dem Jahr war ich ziemlich grauenhaft. Ich bin dann von Köln, wo ich zu der Zeit wohnte, nach Berlin gezogen und habe dort mit einer Schauspielerin in einer WG gewohnt. Die hat mich unter ihre Fittiche genommen und gedrillt. Und das hat geklappt. Ich wurde an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München angenommen, an der ich meine Ausbildung gemacht habe. Später bin ich dann nach Bremen gezogen und habe vier Jahre in der Shakespeare Company mitgespielt. Es war eine tolle Zeit, aber nach einer Weile habe ich gemerkt, dass mir durch die dramatischen Rollen, die ich spielte, immer wieder das Gesicht schmerzte. Es wurde für mich einfach zu anstrengend, Drama zu spielen. Ich will mir nicht vorstellen, dass mein Kind gerade stirbt, mein Ehemann mich betrügt oder andere traurige Szenen. Ich war immer schon lustig und habe auch ein gutes Timing, wenn es darauf ankommt, zur richtigen Zeit das richtige so auf der Bühne zu tun oder zu sagen, dass es lustig ist. Meine Mutter und meine zwei Schwestern sind auch sehr lustig und komisch. Ich kann mich über niemanden so amüsieren, wie über diese drei Frauen. So kam es, dass ich lieber witzig war und dies zu meinem Beruf machen wollte.
Bühne hat ja ganz viel mit Territorium zu tun. Lass ich mir meinen Platz auf der Bühne nehmen oder nehme ich ihn ein? Wenn ich auf der Bühne stehe und die Leute spüren meine Präsenz im ganzen Raum, ist das wie eine Erlaubnis, sich selbst Raum zu nehmen. Sich buchstäblich auf der Bühne „entfalten“ ist ein sehr angenehmes, köstliches Gefühl, auch wenn wir vielleicht nicht sagen können, was da genau gerade passiert.
Ein ganz wichtiger Teil in meinen Präsentationskursen ist es, zu lernen wer bin ich, wie gehe ich territorial mit dem Raum auf der Bühne um, mit mir und auch mit den Leuten. Es gibt Leute, die sich ganz schnell Raum von der Präsenz des Publikums nehmen lassen, die sich dann zusammenschnüren. Und das Publikum will nichts mehr als jemanden, der seinen Raum nimmt und mit dem Publikum tanzt und es einbezieht. In meiner Arbeit sehe ich, warum Menschen bei Präsentationen auf der Bühne so agieren wie sie agieren. Die meisten glauben, sie sind einfach so, wie sie sind und man könne das nicht ändern. Ich gebe ihnen Alternativen und gemeinsam probiere ich diese Alternativen mit Teilnehmern meiner Seminare aus. Ich kann wirklich garantieren, dass nach einer Stunde Training eine Verbesserung ihres Auftritts von 30 Prozent erreicht wird.
Die Polka Lounge findet jeden dritten Mittwoch im Monat statt. Ich lade Comedians ein, Leute, die Lust haben, auf der Bühne zu stehen und die an diesem Abend ihr Talent vor einem Publikum zeigen können. Die Polka Lounge ist ein Netzwerk mit Herz und Begeisterung. Man verbindet sich über Dinge die man sieht und gut findet oder auch nicht gut findet. Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, diese Veranstaltung zu moderieren und die Künstler mit dem Publikum zu verbinden. Es gibt am Ende der Veranstaltung eine Verlosung, bei der die Zuschauer ein Treffen mit einem der an dem Abend auftretenden Künstler gewinnen können. So vernetzt sich das Publikum wiederum mit den Künstlern und andersherum.
Ich würde gerne eine eigene Fernsehsendung konzipieren und moderieren. Ich will Reichweite, weil ich Verbindung toll finde. Ich könnte mir ein Open Stage-Format vorstellen mit interessanten Interviews.
Weitere Infos unter Susanne Plassmann.
Liebe Susanne, ich drücke Dir die Daumen für die TV-Show.
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