Von Kirsten Becker – 6. Juli 2020
Anfang des Jahres wollte ich mit Christiane Wolff, Moderatorin, Netzwerkerin und Geschäftsführerin von Crafty, dieses Interview führen. Dann kam Corona. Jetzt haben wir unser Gespräch endlich an einem sonnigen Vormittag in einem netten Café nachgeholt. Christiane Wolff leitete vor ihrem Schritt in die Selbstständigkeit als Chief Corporate Communications Officer die globale Unternehmenskommunikation der Serviceplan Gruppe. Dann traf sie bei einem Abendessen Jens Zabel, Inhaber der Zabel Group, die seit über 30 Jahren Dienstleistungen im Bereich Facility Management anbietet. Er hatte die Idee, ein innovatives Handwerksunternehmen zu gründen, das alle Gewerke unter einem Dach und mit eigenen Mitarbeitern vereint und möglichst nachhaltig ist. Als er Christiane Wolff an diesem Abend seine Idee vorstellt und sie fragt, ob sie dabei wäre, überlegt sie nicht lange. Seit Februar 2019 ist sie nun Unternehmerin und hat diesen Schritt nie bereut. Obwohl beide sehr unterschiedliche Typen sind, ergänzen sie sich wunderbar.
Es ist sicher für uns alle eine „verrückte“ Zeit. Und wir alle müssen an so vielen Fronten kämpfen. Daher: Es geht mir gut, allerdings war mein Leben gefühlt und auch nie so lange Zeit so anstrengend – und wir wissen ja alle auch nicht, wie lange das noch so sein wird. Und ich merke auch, dass es nie so aufregend war, weil so viele neue Dinge passieren, ich so viele neue Dinge machen muss, es durch Corona so eine steile Lernkurve und auch so viel Kreativität und Inspiration gibt. Einfach, weil es vorwärts gehen muss.
Als Netzwerkerin waren natürlich erst einmal alle Events, Veranstaltungen und persönliche Treffen von einem auf den anderen Tag weg. Dafür tun sich neue kleine exklusivere und persönlichere Formate auf, die auch ihre Vorteile haben.
Bei Crafty haben wir sehr vieles auf den Kopf stellen müssen. Wir arbeiten nun alle von Zuhause aus und mobil. Die Handwerker haben sehr viele neue Aufgaben und mehr Verantwortung und machen das super. Wir überdenken natürlich auch unser Geschäftsmodell und unsere Organisation dahinter. Für ein Startup ein bisschen viel gerade, aber wir schauen positiv in die Zukunft und nehmen alle Learnings mit und setzen diese auch schnell um.
Ich glaube von der Idee, wie wir Crafty umgesetzt haben, haben wir 90 Prozent richtig gemacht. Aber ich merke, wir hätten es noch leichter und lockerer gestalten können. Am Anfang hatten wir ein großes Büro, haben aber dann schnell begriffen, dass wir das gar nicht brauchen. Wir benötigen eigentlich nur eine Werkstatt und ein kleines Büro. So können wir viel mobiler arbeiten. Unsere Handwerker sind sehr selbstständig, sie können damit umgehen, dass wir nicht immer greifbar sind. Weil sie viel unterwegs sind, kaufen wir lieber für sie ein paar Lasten-E-Bikes, anstatt ein großes Büro zu finanzieren.
Crafty ist ein Handwerksunternehmen, das alle Gewerke unter einem Dach und mit eigenen Mitarbeitern anbietet und sowohl privaten als auch gewerblichen Kunden somit einen sorgenfreien Ablauf und ein optimales Ergebnis garantiert – durch einen qualitativ hochwertigen Rundum-Service, persönliche Beratung, faire Preise und individuelle, nachhaltige sowie kostensparende Handwerkslösungen. Ha, geschafft 😉
Handwerk ist einfach sexy – und wir wollen das Handwerk mit und durch Crafty noch sexier machen! Was gibt es Schöneres und Spannenderes, in dieser Branche einen Unterschied machen zu wollen und die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit nach vorne zu bringen?
Ich bin primär für die Themen Kommunikation, Vertrieb und Netzwerken zuständig – aber wie in einem Startup üblich macht jeder alles. Das Logo habe ich zusammen mit meiner Schulfreundin Antonia Henschel von SIGN entwickelt – ich liebe es auch bei Crafty, mit tollen Menschen aus meinem Netzwerk zu arbeiten. Ich habe den Namen Crafty erfunden, bin für die Website, Pressearbeit, Blog zuständig, fahre auf Baustellen, mache Fotos. Jedes Hashtag mache ich quasi selbst. 🙂
Menschen, die Lust haben, selbstständig zu denken, die kreativ sind, um die Ecke denken können und immer Lösungen finden. Sie arbeiten gerne mit Menschen zusammen und sind im Umgang mit Kunden kommunikativ. Wir merken, dass unsere Handwerker wahnsinnig gut bei den Kunden ankommen. Sie arbeiten als Team zusammen und ergänzen sich, egal welches Gewerk, bei den Projekten sehr gut untereinander.
Unser Wunschkunde ist eine Mischung aus Hausverwaltungen, Innenarchitekten oder Architekten, die mit Crafty arbeiten möchten, zudem Ladenumbauten auf Einkaufsstraßen deutschlandweit. Durch Corona werden sicherlich mehr Unternehmen über den Umbau von Büros nachdenken. Da wären wir gerne dabei. Aber auch Privatkunden sind willkommen. Wir frischen Parkettböden auf oder bauen zum Beispiel ein Holzhaus in den Garten, wenn dies ein Kunde wünscht.
Zur Zeit haben wir in München zehn festangestellte Handwerker: junge, ältere, in Vollzeit oder auch Teilzeit. Wir wollen das Geschäft deutschlandweit ausbauen und können inzwischen auch in anderen Städten, im Moment noch über die Zabel Group, angefragt werden.
Das Alte loslassen und ganz Neues, Unbekanntes zu beginnen. Da gab es doch auch diesen bekannten Spruch mit dem Zauber 😉 * Und ja, ich bin ein neugieriger, offener und wohl auch mutiger Mensch, der sich nicht auf dem Alten ausruhen möchte. Mich reizt immer das Neue. Daher war die Chance, mich mit einem komplett neuen Thema und in einer neuen Branche selbstständig machen zu dürfen, ein großes Geschenk. Und all das, was ich liebe, darf und kann ich bei Crafty ja auch einbringen: Kommunikation, PR, Netzwerken.
Ganz klar: Nein. Klar denke ich auch mal: Das ist total verrückt, was Du hier tust – aber dann mache ich es trotzdem. Weil mein Bauch mir sagt: Du kannst das und was soll schon passieren? Dieses Gefühl hatte ich schon einmal während meines Studiums, als ich mich innerhalb von 20 Minuten entschied, mein Studium zu unterbrechen und Stewardess bei der Lufthansa zu werden. Das war damals total verrückt, aber es war eine wahnsinnig lehrreiche Zeit und die Entscheidung richtig.
Keinen Moment. Denn ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu, habe die Freiheit, alles umzusetzen, was mir einfällt und habe ein Spielfeld, das zwar sehr fordernd ist, aber eben auch sehr fördernd.
Dass wir trotz Krise weiter an unsere Idee glauben und ich mit Jens einen Partner an der Seite habe, der nie aufgibt. Wir konnten uns in den eineinhalb Jahren, die es nun Crafty gibt, schon einen Namen und viele Kunden glücklich machen. Dazu beschäftigen wir tolle Mitarbeiter. Wir haben sogar ein Netzwerk im Handwerk gemeinsam mit der Handwerkskammer für München und Oberbayern und der GHM, der Gesellschaft für alle Handwerksmessen, ins Leben gerufen und konnten dies bereits etablieren. Das macht mich schon etwas stolz. Aber das sind dennoch erst die ersten Schritte…
Einfach machen. Ich glaube, es gibt fast niemanden, der sofort und immer gerne auf die Bühne hüpft. Aber ich habe gelernt: Nur wer macht, kommt weiter. Ich moderiere zum Beispiel gerne, weil ich Menschen mag. Und wer es ein paar Mal gemacht hat merkt: Das macht sogar Spaß und durchs Machen, nach Draußen gehen und Netzwerken bekommt man ganz viele neue Ideen, Unterstützung und am Ende auch neue Kunden und somit ein erfolgreiches Unternehmen!
Ich moderiere gerade eine tolle Expertentalk-Reihe bei Mission Female. Und da kommen wir immer wieder auf folgende wichtige Themen: einfach Machen, sinnvolles Netzwerken, Eigen-PR stärken und nach draußen gehen und sichtbar werden und Mentoren suchen, die einem auf dem eigenen Weg begleiten.
Handwerker gesucht? Dann bitte dem Link folgen: Crafty
* “Der Anfang und der Zauber” auf den sich Christiane bezieht, stammt aus dem Gedicht “Stufen” von Hermann Hesse, das zum Thema Veränderung wunderbar passt. Hier könnt Ihr es lesen: Hermann Hesse
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