Von Kirsten Becker – 27. Juni 2016
Ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Freundin und ich in Ruhrort an der Straßenkreuzung standen und den Filmaufnahmen zugesehen haben. Es war für uns total spannend, Schimanski so nah zu sehen. Leider mussten wir weiter in die Schule.
Jeden morgen bin ich über die Rheinbrücke von Homberg nach Ruhrort geradelt, um dort das damalige Käthe-Kollwitz Gymnasium zu besuchen. Ich bin in Homberg am Niederrhein aufgewachsen – Homberg, die Stadt im Grünen. Meine Mutter hat immer sehr darauf geachtet, dass ich nicht versehentlich gesagt habe, ich sei aus dem Ruhrgebiet. “Wir leben auf der linksrheinischen Seite, wir sind vom Niederrhein.” Das war wohl damals was Besseres. Und das Benehmen, das Schimanski an den Tag legte, hat meine Mutter in ihrer Meinung sicherlich unterstützt…
Doch wenn man es genau nimmt, bin ich in Ruhrort geboren. Und das ist definitiv das Ruhrgebiet, auch wenn Homberg und Ruhrort nur eine Brücke trennt. Das Krankenhaus gibt es allerdings nicht mehr. Und Homberg wurde nun mal 1975 eingemeindet: Duisburg-Homberg. Wie auch immer.
Später habe ich in meiner PR-Agenturzeit in Düsseldorf lange Jahre für die RAG gearbeitet und war auch einmal “unter Tage” – ein einmaliges Erlebnis. Und als das Ruhrgebiet 2010 zur “europäischen Kulturhauptstadt Ruhr” wurde, bin ich sogar etwas stolz mit Freunden von München – wo ich jetzt lebe – nach Duisburg gereist. Ich war selber überrascht, wie toll sich das Ruhrgebiet zeigte. Meine Freunde waren ebenfalls begeistert, hatten sie doch im Vorfeld eine eher negative Haltung gehabt. Auf jeden Fall bin ich am Ende unserer Reise mit neuen Ruhrgebiets-Fans wieder nach München zurückgekehrt.
Das alles fiel mir plötzlich ein, als ich vom Tod Götz Georges hörte. Kürzlich war ich wieder zu Hause und habe dieses Foto in Ruhrort aufgenommen. Und wer mehr über Schimanski und Duisburg lesen möchte, für den habe ich diese Seite gefunden: http://horstschimanski.info/
1 Comment
Petra Talkenberger
August 15, 2016 @ 15:23
Ach ja der Schimmi. Ist schon schade, dass er nicht mehr da ist. Irgendwie ist er für mich immer jung geblieben. Der Schimmi eben aus dem guten alten Duisburg-Tatort. Meine Mutter war immer sauer auf die Schimanski-Filme. Wurde doch ihrer Meinung nach Duisburg darin stets nur von seiner schlechten Seite gezeigt. Dabei waren wir gar nicht so eng mit Duisburg verbunden. Wir waren ja aus Homberg – vom Niederrhein. Ganz wichtig! Auch bei uns. Als ich meinen jetzigen Mann meiner Oma vorstellte, meinte sie nur: “Ach Jott, eene vonne anner Sitt.” (Ach Gott, einer von der anderen Seite.) Zum Glück hat sie es nicht so gemeint, und wir haben ja auch trotzdem geheiratet und verstehen uns. Obwohl, nicht immer, muss man sagen. Es ist nämlich unglaublich, dass dieser Fluss, der Homberg von Duisburg trennt, sprachlich so einige Unterschiede macht. Aber das führt jetzt hier zu weit.
Seit ca. 25 Jahren lebe ich nicht mehr in Homberg/Duisburg-Homberg oder wie man das jetzt auch immer nennen will. Aber ich fühle mich immer noch stark verbunden und verteidige meine alte Heimat. Außerdem kann ich ebenfalls nur jedem, der noch nie im Ruhrgebiet war, dazu raten: Fahrt mal hin und schaut es euch an. Die Menschen sind toll. Manchmal ein bisschen direkt, aber sie haben das Herz auf dem rechten Fleck, sind offen, freundlich und hilfsbereit. Es gibt so viel zu sehen in dieser Region im Wandel. Ich wünschte mir ein wenig mehr Unterstützung für das Ruhrgebiet, auch finanzieller Art. Die Menschen hätten es verdient.