Von Kirsten Becker – 24. November 2015
Ich komme gerade aus dem Ruhrgebiet zurück und bin fasziniert, was dort alles entsteht und entstanden ist. Das Ruhrgebiet ist eine Region, die sich immer wieder verändern musste. Es ist wirklich bemerkenswert, wie ideenreich die Menschen damit umgehen. Wandel lässt einfach auch Kreativität entstehen.
Der Landschaftspark Nord in Duisburg – Meiderich ist ein Beispiel. 1901 ließ August Thyssen das Hochofenwerk bauen, das bis zu seiner Stilllegung 1985 Roheisen produzierte. Das Aus kam durch die Überkapazität von Stahl auf dem europäischen Stahlmarkt. Wenn man den Hochofen 5, der einzig begehbare, erkundet, dann ist es schon irgendwie unglaublich, dass hier einmal viele Arbeiter u.a. Erze bei rund 2000 Grad Hitze zu Roheisen geschmolzen haben. An diesem Novembertag friere ich und versuche mir das vorzustellen. Und vor allem muss es sehr laut gewesen sein. Jetzt ist es einfach nur still. Die Natur hat sich ihren Raum zurückgeholt. Nach der Stilllegung blieb eine Industriebrache von über 200 Hektar zurück. Dank einer Bürgerinitiative konnte diese Landschaft den Besuchern erhalten bleiben. Ein begehbares Stück Zeitgeschichte. Manchmal wünsche ich mir, wie immer, wenn ich etwas Historisches sehe, dass ich für einen kurzen Moment in die damalige Zeit versetzt werde und die Menschen beobachten kann, die Hitze spüre, den Gesprächen lausche, den Krach erlebe, die Szene einfach aufsaugen kann und dann nach einer Weile wieder zurückgehe.
http://www.landschaftspark.de/der-park/einfuehrung
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